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Quantitative versus qualitative Erhebungen

QUANTITATIVE VS. QUALITATIVE ERHEBUNGSMETHODEN
 

Beschreibung:

In die Diskussion um den Stellenwert, den Gehalt, die Qualität, die Bedeutung von quantitativer bzw. qualitativer Forschung wollen wir nicht einsteigen. In vielen Bereichen gibt es auch Überschneidungen bzw. Gemeinsamkeiten dieser beiden Forschungsansätze. Im jeweils konkreten Anwendungsfall ist jedoch zu entscheiden, welcher Ansatz bzw. welche Kombination der beiden Ansätze am besten zum Forschungsziel passt.

Quantitative Forschung hat das Ziel, verallgemeinerbare Ergebnisse für eine Grundgesamtheit zu generieren (Repräsentativität: Die Stichprobe bildet die Grundgesamtheit möglichst gut ab; man kann von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit schließen) und Verhalten in Form von Modellen und Zusammenhängen möglichst genau zu beschreiben und damit vorhersagbar zu machen. Dazu werden z.B. aus einer Befragung oder Beobachtung einer repräsentativen Zufallsstichprobe zahlenmäßige Ausprägungen von Merkmalen gemessen. Diese Messwerte werden miteinander (oder mit anderen Variablen) in Beziehung gesetzt und die Ergebnisse daraus auf die Grundgesamtheit generalisiert bzw. wird eine festgelegte Hypothese überprüft. Eine wichtige Grundlage dafür ist die Arbeit mit großen Stichproben - quantitative Verfahren sind standardisiert und eignen sich sehr gut dafür. Die Vorteile quantitativer Methoden liegen in den quantifizierbaren Ergebnissen und der Möglichkeit, auf die Grundgesamtheit schließen zu können. Ergebnisse sind damit meist objektiv und vergleichbar.

Qualitative Forschung zeichnet sich durch eine wesentlich größere inhaltliche und methodische Flexibilität aus – auf standardisierte Vorgaben wird soweit wie möglich verzichtet. Dadurch werden eine hohe Validität der Inhalte und ein hoher Informationsgehalt erreicht. Qualitative Forschung hat somit das Ziel, eine Breite an Ergebnissen zu erreichen, ohne jeden Anspruch auf Repräsentativität. Die Bildung der Stichprobe erfolgt nach theoretischen Gesichtspunkten; sie wird über eine kleine Anzahl an für den Forschungsgegenstand relevanten Personen gebildet. Die Vorteile qualitativer Methoden liegen in der Offenheit des Vorgehens, das neue, bisher nicht bekannte Aspekte generieren kann und einer größeren Tiefe im Informationsgehalt der Ergebnisse. 

Ziel qualitativer Forschung ist die Generierung von Hypothesen – Ziel von quantitativer Forschung ist die Annahme (Verifizierung) bzw. Ablehnung (Falsifizierung) von Hypothesen. Aus diesem Grund ist qualitative Forschung oft die Grundlage für gute quantitative Arbeit.

Zu den quantitativen Methoden zählen z.B. die schriftliche Befragung mit Fragebogen und das quantitative Interview, welches persönlich oder am Telefon stattfinden kann. Zu den qualitativen Methoden zählen das qualitative Interviews, die Gruppendiskussion und das Shadowing. Häufig ist auch die Kombination quantitativer und qualitativer Methoden sinnvoll, um die Vorteile beider Vorgehensweisen zu nutzen. Beispielsweise können in einer qualitativen Vorstudie die Beurteilungskriterien für einen Sachverhalt eruiert werden, um sie anschließend zu quantifizieren

Abschließend ein Beispiel: Wenn es das Ziel ist, die durchschnittliche Meinung einer Gruppe zu einem Thema zu erheben, wird man aus eine (Zufalls)Stichprobe dieser Gruppe ziehen und über Methoden der quantitativen Forschung (z.B. einer Befragung) Erkenntnisse generieren, die auch (mit statistischen Genauigkeiten) für die Grundgesamtheit (also die gesamte Gruppe) Gültigkeit haben. Wenn es das Ziel ist, möglichst viele unterschiedliche Meinungen zu sammeln – ohne daraus auf die gesamte Gruppe schließen zu wollen – wird man diese von möglichst unterschiedlichen Personen dieser Gruppe (Männer, Frauen, jung, alt etc.) mit Methoden der qualitativen Forschung (z.B. Einzelinterview, Gruppendiskussion) erheben.

Tipps & sonstige Anmerkungen:

  • Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steigen gerne in die Diskussion um den Stellenwert, den Gehalt, die Qualität, die Bedeutung von quantitativer bzw. qualitativer Forschung ein. Dies kann spannend sein und auch Sinn machen! Sobald es aber um ein "besser" oder "schlechter" geht, sollte man die Diskussion verlassen. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile - ein "fundamentalistisches" Ablehnen des jeweils anderen Ansatzes ist nicht wissenschaftlich sondern einfach nur dumm.