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Schriftlich-postalische Befragung

SCHRIFTLICH-POSTALISCHE BEFRAGUNG
 

Beschreibung:

Die schriftlich-postalische Befragung mit Fragebogen ist eine klassische quantitative Erhebungsmethode. Hierbei nimmt die befragte Person anhand eines Fragebogens (mit konkret ausformulierten Fragen aus einem bestimmten Themenfeld) schriftlich Stellung. In der quantitativen Forschung sind geschlossene Fragen, bei denen die befragte Person aus einer Zahl von Antwortalternativen auswählen kann, üblich. Die Antwort kann im Ankreuzen einer der vorgegebenen Kategorien (Multiple Choice) gegeben werden oder in einer Skalierung (Skala von 0 bis 10, Schulnotensystem etc.) des Grades der Zustimmung zu einer Aussage. Abgerundet kann der Fragebogen mit offenen Fragen werden.

Die schriftlich-postalische Befragung wird mit einem standardisierten Fragebogen durchgeführt. Dieser sollte immer ein Anschreiben/Begleitschreiben und ein bereits frankiertes Rücksendekuvert beinhalten. Eine schriftlich-postalische Befragung ermöglicht eine hohe Anonymität der Befragten und eine relativ leichte Verwaltung der Befragung. Da die Befragung schriftlich erfolgt, ist eine mögliche Beeinflussung durch den Interviewer nicht möglich und den Befragten steht mehr Zeit zur Beantwortung der einzelnen Fragen zur Verfügung. Bei dieser Art der Befragung kann die Rücklaufquote bei einer fehlenden persönlichen Betreuung sehr gering ausfallen. Dieser Effekt sollte über eine telefonische Begleitung der schriftlich-postalischen Befragung minimiert werden (kombinierte telefonisch/postalische Befragung).

Vorteile von schriftlich-postalischen Befragungen:

  • Schriftlich-postalische Interviews sind (auch bei einer großen Stichprobe) relativ kostengünstig.
  • Gegenüber dem persönlichen Face-to-face-Interview ist die Anonymität erhöht. Dies kann die Qualität der Daten erhöhen, da die Befragten eher bereit sind, wahrheitsgetreue Antworten zu geben.
  • Ein hoher Standardisierungsgrad (standardisierter Fragebogen) kann eine durchgehend hohe Qualität der Rohdaten ermöglichen.
  • Schriftlich-postalische Interviews ermöglichen eine hohe Flexibilität für die befragten Personen, da diese selbst entscheiden können, wann (und wo) sie den Fragebogen ausfüllen möchten.

Nachteile von schriftlich-postalischen Befragungen:

  • Hohe Antwortraten zu erreichen, ist mit viel Aufwand verbunden. Die Befragten habe es sehr leicht, an einer schriftlich-postalischen Befragung nicht teilzunehmen. Hohe Antwortraten bedürfen meist einer Telefonbegleitung, in der zur Teilnahme an der Befragung motiviert werden muss.
  • Akustische und/oder visuelle Elemente (Bilder, Videos, Gegenstände etc.) sind schwer bis gar nicht integrierbar.
  • Die Verfügbarkeit von aktuellen und vollständigen Adressdatenbanken als Grundlage der Stichprobenziehung aus der Grundgesamtheit ist nicht immer gegeben bzw. mit Kosten und Aufwand verbunden.
  • Die Erhebungssituation (der Rahmen, in dem der Fragebogen ausgefüllt wird) ist nicht kontrollierbar – Einflüsse aus diesem Rahmen sind somit nicht erfassbar und können somit in der Auswertung und Interpretation der Daten nicht berücksichtigt werden.
  • Man hat meist keine Kontrolle darüber, ob auch die Zielperson selbst und alleine den Fragebogen ausfüllt bzw. ob der Fragebogen in der vorgesehenen Reihenfolge beantwortet wird.
  • Der Anteil an offenen Fragen sollte gering sein, da meist nur wenige der Befragten ausreichend motiviert sind, selbständig Texte (Antworten) zu verfassen. Zu viele offene Fragen erzeugen meist "Lücken" in den jeweiligen Fragebögen (Item-Non-Response).
  • Man sollte sich auf einfache Fragestellungen beschränken, da (im Gegensatz zu Telefoninterviews und Face-to-face-Interviews) keine (persönliche) Möglichkeit zur Erklärung gegeben ist. Im Regelfall ist die Qualität der erhobenen Daten schlechter, als die Ergebnisse einer persönlichen Face-to-Face-Befragung.

Tipps & sonstige Anmerkungen:

  • Ein gewissenhaftes Ausfüllen des (standardisierte) Fragebogens sollte nicht länger als 10 bis 20 Minuten dauern. Eine gewisse Komplexität in Inhalt und Sprache ist möglich, da die befragten Personen sich etwas mehr Zeit nehmen können als z.B. bei Telefoninterviews.
  • Der Fragebogen sollte hinsichtlich Struktur und Design ein hohes Maß an Klarheit für die interviewten Personen aufweisen: Welche Teile gibt es? Welche Texte sind zur Erklärung? Welche Texte sind Fragen? Wo kann ich etwas ankreuzen? Wo kann ich etwas ausfüllen? etc. … Hinweis: "Es gibt keine >dummen Befragten<, es gibt nur schlechte bzw. unpassende Fragebögen!"
  • Schriftlich-postalische Befragungen sollten immer über einen "Pre-Test" vorgetestet werden. Erkenntnisse daraus sollten genutzt werden, um das gesamte Interviewdesign zu optimieren.